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Feierstunde zum Volkstrauertag

Pohnsdorf, den 18. 11. 2018

Anlässlich des Volkstrauertages fand am Gedenkstein einer Feierstunde statt. Nach dem Ablegen eines Gesteckes hielten Bürgermeister Marco Lüth und Pastor Dietmar Sprung Ansprachen im Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Mit dem von Hans-Jürgen Meyke auf der Trompete gespielten Stück "Ich hatt' einen Kameraden" wurde der offizielle Teil der Veranstaltung beendet. Durch die Teilnahme von rund 50 Personen ist die Gemeinde in der Fortführung der öffentlichen Feierstunde in den Folgejahren bestärkt worden.

 

Im Anschluss wurde durch die Gemeinde die Möglichkeit  zu einem Gedankenaustausch und Klönschnack bei Kaffee, Punsch und Kuchen im Dorfgemeinschaftshaus geboten.

 

Bilder der Feierstunde sind nach dem Text der Ansprache im Bereich "Fotoserie" zu sehen.

 

Nachfolgend finden Sie die Ansprache von Bürgermeister Lüth im Wortlaut (sie ist auch als PDF-Dokument im Download-Bereich verfügbar).

 

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren.

 

Ich möchte Sie anlässlich unserer Feierstunde  zum Volkstrauertag begrüßen. Dabei begrüße ich besonders die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr unter dem Gemeindewehrführer Mark Soetbeer sowie Herrn Pastor Dietmar Sprung von der Bodelschwingh Kirche Preetz. Nach den Ansprachen wird uns Hans-Jürgen Meyke das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ spielen. Bei ihm und bei allen Personen, die an der Vorbereitung und der Durchführung dieser Veranstaltung mitgewirkt haben bzw. mitwirken bedanke ich mich sehr herzlich. Nach dem offiziellen Teil mit dem Ablegen eines Gesteckes und den Ansprachen, lädt Sie die Gemeinde Pohnsdorf zu Kaffee, Punsch und Kuchen ein. Nutzen Sie die Gelegenheit, um über das Thema und die Bedeutung des heutigen Tages ins Gespräch zu kommen.

 

Vor wenigen Tagen hat sich das Ende des Ersten Weltkriegs zum einhundertsten Mal gejährt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräbervorsorge machte 1919 den Vorschlag, den Volkstrauertag im Gedenken an die gefallenen deutschen Soldaten zu begehen.  Seine erstmalige Durchführung fand am 1. März 1925 dem Tag nach dem Tod des Reichspräsidenten Friedrich Ebert statt. In der Celleschen Zeitung stand damals geschrieben.

 

„Volkstrauertag! Der erste deutsche Volkstrauertag soll in erster Linie dem Ehrengedenken unserer im Weltkriege gefallenen Väter, Brüder und Söhne gewidmet sein. Es ist nur zu wünschen, daß sich diese ernste Feier recht tief und fest und feierlich, auch ohne viele Reden und Gesänge, aus dem ureigenen deutschen und menschlichen Empfinden heraus geltend macht in den Herzen des ganzen Volkes.“, soweit die Cellesche Zeitung.

 

Der Volkstrauertag hat sich seit dem mehrfach gewandelt. Im ersten Weltkrieg starben Soldaten für den Kaiser – ihr Vaterland wurde regiert von Politikern, für die Krieg ein akzeptables Mittel der Politik war. Nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Millionen von Toten, auch von Zivilisten, und nach einem Völkermord an den Juden, auch an den Sinti und Roma, war für viele Deutsche ein ehrenvolles öffentliches Gedenken an Menschen, die während des Militärdienstes ihr Leben gelassen hatten, diskreditiert. Vor allzu vielen Kriegerdenkmälern hatte es in der Vergangenheit zu oft ein "Heldengedenken" gegeben, allzu oft hatten dort nicht Trauer und Friedensliebe, sondern Revanchegedanken und Revisionsgelüste die Veranstaltungen geprägt.

 

Heute gedenken wir den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft, Kindern, Frauen und Männer aller Völker.  Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

 

Eine Folge des Zweiten Weltkrieges war ein zerstörtes, geteiltes Deutschland. Es waren Millionen von Toten, Verletzten, Verkrüppelten, Vergewaltigten und durch die Vertreibung heimatlos gewordener Deutschen. Die Nachkriegsjahre waren geprägt von Hunger, Entbehrung und bei vielen von der Ungewissheit was aus ihren Liebsten geworden ist.

 

Doch man durfte auch erleben, wie aus der Tragödie des europäischen Kontinents der Einigungswille europäischer Völker hervorgegangen ist. Wie in Abkehr von totalitären Ideologien der Wille zum Aufbau demokratischer Gesellschaften gesiegt hat. Und wie im Nachkriegsdeutschland zunächst der Westen, dann der Osten die Chance erhielt zu einem Neubeginn in Freiheit und Demokratie.

 

Wir leben in Deutschland über siebzig Jahre in Frieden. Weltweit gab es jedoch nur sehr wenige Tage, an denen nicht irgendwo gekämpft wurde. In den letzten Jahren spüren wir, dass die Kriege und die Gewalt näher kommen. Kriege unweit unserer Grenzen in der Ukraine und im Nahen Osten. Gewalt von islamistischen Attentätern gegen unsere Gesellschaftsform oder Gewalt von Verblendeten gegen Fremde in unserem Land.

 

Nach dem Krieg gab es das Wirtschaftswunder und mit ihm Wohlstand für alle. Bis heute hat sich Deutschland sehr solide entwickelt und genießt ein hohes Ansehen in der Welt. Wir sind eines der reichsten Länder der Erde, wir verfügen über ein dichtes Netz von sozialen Leistungen, über ein gutes Gesundheitssystem, welches für jeden zur Verfügung steht. Unseren Kindern stehen alle Türen offen, um mit Wissen und Leistungswillen ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen.

 

Aber es gibt auch Menschen, die sind unzufrieden mit der aktuellen Situation in Deutschland. Sie sehen unser System am Ende. Sie sehen die vielen fremden Menschen in den Straßen, die sich nicht an die deutschen Sitten und Gebräuche anpassen. Sie haben Angst, in einem Deutschland zu leben, welches seine eigene Identität verliert.

 

Unsere freiheitlich demokratische Grundordnung, mit der unantastbaren Würde des Menschen, der Unabhängigkeit der Gerichte, der Freiheit der Meinung und des Wortes, sind Errungenschaften, die aktuell in Frage gestellt werden. Mal sind es die da oben, die ohnehin machen was sie wollen, mal ist es die Lügenpresse, mal sind es geheime Mächte, die uns führen.

 

Daneben verroht die Sprache im demokratischen Streit. Der Schusswaffeneinsatz an Grenzen gegen Asylsuchende, dabei auch gegen Kinder, wird in die Debatte eingeführt. Es wird von Kameltreibern, Kümmelhändlern und vaterlandslosen Gesindel gesprochen. Immer mehr wird Maßlosigkeit in der Sprache, Rücksichtlosigkeit und Hass in der Haltung zu einer Strategie. Und damit wird unser Land, unsere Bevölkerung gespalten. Es gibt die und uns, es gibt die Guten und die Bösen.

 

Ein Bestandteil der Demokratischen Kultur ist Meinung und Gegenmeinung, der Streit, das faire Ringen um die bessere Lösung, um den besseren Weg.  Hierbei darf aber nie die Basis der demokratischen Verhaltensregeln und Werte verletzt werden. Insbesondere nicht, wenn dieses im vollen Bewusstsein geschieht, um politische Interessen durchzusetzen.

 

Heute ist ein Tag, an dem wir uns vor Augen führen sollten, zu was die Sprache fähig ist. Ein weiser alter Mann sagte: Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.

 

Wenn wir dieses verhindern wollen, muss jeder aufmerksam sein und seinen Teil, und sei er noch so klein, dazu beitragen, um einer Spaltung der Gesellschaft und dem Schüren von Hass entgegenzutreten. Demokratie ist mehr als eine Regierungsform, sie ist eine Errungenschaft, die wir pflegen und erhalten müssen.

 

Gerade am Volkstrauertag, mit dem Gedenken an die unzähligen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, müssen wir uns dieser Aufgabe besinnen.

 

 

 

Bild zur Meldung: Feierstunde zum Volkstrauertag

Fotoserien


Volkstrauertag 2018 (18. 11. 2018)

Bilder der Feierstunde am Volkstrauertag 2018